FRANKFURT Programm am 6./7. April 2024

2 Tage - 10 Veranstaltungen

Samstag, 6. April 2024

 

1.)

Zwangsenteignung Nathan Schleedorns und vieler weiterer in der Hammanstraße 

Hammanstrasse 1, Holzhausenviertel, 60322 Frankfurt-Nordend-West

 

Samstag, 11 Uhr  Rundgang

 

Das Holzhausenviertel ist von Gründerzeitvillen geprägt. Zwischen 1933 und 1943 lebten hier in der Hammanstraße 1 bis 12 in jedem Haus Menschen, die verfolgt wurden. Ihre Häuser wurden arisiert, sprich geraubt, und an Günstlinge des Regimes veräußert. Zum Beispiel im Haus Nummer 3: Der über 70-jährige Eigentümer Nathan Schleedorn musste sich in Brasilien ein neues Leben aufbauen. Der neue Eigentümer, Dr. med. Hans Erbsen, verantwortete Zwangssterilisationen und -abtreibungen in Saarbrücken. Bei dem Rundgang werden weitere Geschichten vorgestellt.

Anmeldung: denkmalamort@gmail.com  

2.)

„Meinen Freunden zum Abschied” Erinnerung an Ernst Ludwig `Lux´ Oswalt

Kino Mal Sehn, Adlerflychtstraße 6, 60318 Frankfurt-Nordend

Samstag, 13 Uhr  Film & Gespräch

Ernst Ludwig Oswalt (1922-1942) war Schüler der Musterschule und Leiter der Jugendarbeit in der Evangelischen Sankt Petersgemeinde. Von den Nationalsozialisten als Jude verfolgt, verfasste er am Tag vor seiner Deportation einen Brief an seine Freunde: „Meinen Freunden zum Abschied”. So heißt auch der 80-minütige Dokumentarfilm des Filmemachers Heiko Arendt, der das Leben Ernst Ludwig Oswalts anhand seiner Briefe an den Bruder Heinrich nachzeichnet. Zum anschließenden Filmgespräch sind Ruth Oswalt, Nichte von Ernst Ludwig Oswalt, und der Filmemacher anwesend.

3.)

Hier forschten und arbeiteten Hugo Bauer, Wilhelm Caspari, Erwin Stilling & Eduard Strauß

Georg-Speyer-Haus – Institut für Tumorbiologie und experimentelle Therapie, 

Paul-Ehrlich-Straße 42-44, 60596 Frankfurt-Sachsenhausen 

Samstag, 13:30 Uhr  Vortrag & Gespräch 

Das Chemotherapeutische Forschungsinstitut Georg-Speyer-Haus wurde 1906 als Forschungsstätte für den Mediziner und späteren Nobelpreisträger Paul Ehrlich gegründet. Ehrlich entwickelte hier das erste wirksame Arzneimittel gegen Syphilis. Klaus Cußler und Benjamin Kuntz erzählen im Hörsaal des heutigen Instituts für Tumorbiologie und experimentelle Therapie u. a. vom Wirken von Hugo Bauer, Wilhelm Caspari, Erwin Stilling und Eduard Strauß. Die vier jüdischen Wissenschaftler waren hier bis zum 31.12.1935 tätig. Jon Bauer, der Enkel von Hugo Bauer, reist für die Veranstaltung eigens aus den USA an. 

 

4.)

Dr. Julius Meyer: Zeitzeugenbericht über die Novemberpogrome 1938

Kunstgalerie Hübner & Hübner, Grüneburgweg 71, 60323 Frankfurt-Westend-Nord  

Samstag, 16 Uhr  Film & Gespräch

 

Während der Novemberpogrome wurden in der Frankfurter Festhalle 3155 Männer festgehalten und anschließend in die Konzentrationslager Dachau oder Buchenwald transportiert. Unter ihnen war Dr. Julius Meyer, Rechtsanwalt und Notar, der zuletzt mit Frau und Söhnen im Grüneburgweg 94 lebte. 1940 schrieb er im englischen Exil über Verhaftung, Schikanen und Demütigungen. Heiko Arendt hat Filmaufnahmen der heutigen Festhalle mit zeitgenössischen Bildern und Lesungen von Dr. Meyers Text durch den Schauspieler Jochen Nix montiert. Der Filmemacher ist für ein Gespräch anwesend.

 

Sonntag, 7. April 2024

1.)

Vergessene Gasse, vergessene Menschen:  jüdisches Leben “An der Staufenmauer”

An der Staufenmauer 1160311 Frankfurt-Innenstadt

Sonntag, 9.30 Uhr   Rundgang und Vortrag

"An der Staufenmauer“ befindet sich der letzte original erhaltene Teil des 1811 aufgelösten jüdischen Ghettos. Bis zur Reichspogromnacht stand hier die Hauptsynagoge der jüdischen Gemeinde. 1939 wurden die letzten der hauptsächlich jüdischen Bewohner*innen verdrängt. Wer waren die Menschen, die in der einstigen Judengasse lebten und sie prägten? Bei einem Rundgang skizziert die Historikerin Dr. Cilli Kasper-Holtkotte exemplarisch die Geschichten der Familien Shoshet Vogel, Bauer und Ullmann. Die Stadtplanerin Petra Kanamüller erklärt, wie hier ein Ort der Erinnerung entstehen soll.

Anmeldung: denkmalamort@gmail.com.

2.)

„Von der Wahrscheinlichkeit zu überleben“ – Zwangsarbeit im KZ-Außenlager “Katzbach” 

Theatersaal des Gallustheaters, Adlerwerke, Kleyerstraße 15, 60326 Frankfurt-Gallus

 

Sonntag, 11 Uhr Film-Matinee & Gespräch

 

In den ehemaligen Adlerwerken befand sich das KZ-Außenlager “Katzbach”. 1616 Menschen mussten hier Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie leisten. Der polnische Journalist Janusz Garlicki überlebte Lager und Todesmarsch. 2021 erschienen seine Erinnerungen „Von der Wahrscheinlichkeit zu überleben” auf Deutsch. Für seinen gleichnamigen Dokumentarfilm hat Heiko Arendt Texte aus Garlickis Buch mit Aufnahmen aus dem heutigen Gallus und zeitgenössischen Film- und Fotodokumenten verknüpft. Lioba Martini vom Geschichtsort Adlerwerke und der Filmemacher laden zum Gespräch.

3.)

Die Familie Salomons: schikaniert, vertrieben und ermordet

Karl-Albert-Str. 33, 60385 Frankfurt-Bornheim 

Sonntag, 11 und 12:30 Uhr Vortrag, Gespräch & Musik 

 

Bis 1936 lebten hier Mina und Arno Salomons mit ihren zwei Kindern Hanna und Dagobert. Mina Salomon starb unter ungeklärten Umständen in der Nervenheilanstalt Herborn. 1938 floh Hanna nach Holland, Dagobert nach Kolumbien. Arnold kam nach Dachau. 1940 wurde er entlassen und floh zu Hanna nach Holland. Nach der Besetzung wurden Hanna und er deportiert und ermordet. Einzig Dagobert überlebte. An die Familie erinnern Bewohner*innen aus drei Generationen und mit musikalischen Beiträgen von Liz Nolte und Brett Nancarrow.  

Anmeldung: denkmalamort@gmail.com

Die Veranstaltung ist AUSGEBUCHT

4.)

Boykottiert – „Arisiert“- Enteignet – ein Stadtgang auf der Frankfurter Zeil

Treffpunkt vor dem Café Hauptwache, Ostseite

Zeil, 60313 Frankfurt-Innenstadt

 

Sonntag, 12:30 Uhr Stadtgang über die Zeil

 

Zahlreiche Kaufhäuser auf er Frankfurter Zeil waren in jüdischem Besitz. Mit dem Aprilboykott am 1. April 1933 begann eine systematische Kampagne des NS-Staates gegen die jüdischen Geschäftsinhaber. Sie wurden boykottiert, unter Druck gesetzt, kriminalisiert und zum Verkauf ihrer Geschäfte gezwungen. Der Stadtgang wird die Geschichte einiger Kaufhäuser und die Schicksale der Geschäftsinhaber und ihrer Familien aufzeigen.

Anmeldung: kontakt@juedisches-leben-frankfurt.de

 

5.)

Ein ehemaliges „Ghettohaus“ öffnet die Türen: Hier lebte Familie Lorey 

Kantstrasse 6, 60316 Frankfurt Nordend-Ost

 

Sonntag, 13-16 Uhr, Ausstellung & Gespräch 

 

Nach Wegfall ihres Mieterschutzes wurden in der Kantstraße 6 zahlreiche jüdische Menschen zwangseinquartiert. Wenige überlebten, darunter die Familie Lorey. Im Exil zimmerte der Schreiner Adolf Lorey einen Schrein für die Thora. Hat er auch die Holzkiste hergestellt, die jahrzehntelang im Keller stand? Wurde in jener Kiste - auf der sein Name steht - der Familienbesitz bei der Rückkehr aus Shanghai vorausgeschickt? Mit einer Treppenhaus-Ausstellung erinnern die Bewohner*innen durch Fotos, Dokumente und biographische Notizen an die wechselvolle Geschichte des Hauses.

 

6.)

Die Villa 102: Ein Gebäude als Zeitzeuge

Bockenheimer Landstraße 102, 60323 Frankfurt-Westend

 

Sonntag, 14 und 16 Uhr  Führung 

 

Die KfW Stiftung öffnet die Türen der 1912/13 erbauten Villa 102: Die bewegte Geschichte des Architekturdenkmals zeugt vom großbürgerlichen Frankfurter Westend, aber auch von Vertreibung und Enteignung während der Zeit des Nationalsozialismus. Provenienzforscherin Laura Vollmers gibt während eines Hausbesuchs Einblick in die Geschichte der jüdischen Familie Sondheimer, die ab 1918 die Villa bewohnte – und Deutschland 1932 verlassen musste. 

Anmeldung: www.kfw-stiftung.de/veranstaltungen.

 

Die Veranstaltung um 16 Uhr ist AUSGEBUCHT